Der Dachstuhl

Bekanntlich standen 1489, am Vorabend des Klosterbruchs, 80 Mönchszellen bereit zum Bezug, was voraussetzt, dass auch der Dachstuhl als Wohnraum vorgesehen war. Nachdem Abt Ulrich Rösch nach dem Klosterbruch, bei dem das Holzwerk in Flammen aufgegangen war, den Konventbau rasch wieder unter Dach gebracht hatte, waren nur noch Teile des Dachstuhls für allfällige Zelleneinbauten vorbereitet.
Das stehende, aus verhältnismassig dünnen und jungen Hölzern konstruierte Sparren-Pfettendach über Nord- und Ostflügel besteht aus zwei übereinanderliegenden Kehlbalkengebinden. Das untere Geschoss weist im Querschnitt seitlich Raumaussparungen und einen Mittelgang auf, dessen gerundete Jochhölzer vermuten lassen, dass hier mindestens teilweise eine Tonnenwölbung vorgesehen war. Der Dachstuhl macht einen überaus leichten, aber auch konstruktiv sorgfältigen Eindruck und stellt, zusammen mit dem ebenfalls unter Abt Ulrich Rösch ausgebauten Hof in Wil, die älteste und bravouröseste Zimmermannsleistung eines Profanbaus im Kanton St.Gallen dar.

Text aus: Bernhard Anderes, RORSCHACH, Ehemaliges Kloster Mariaberg, 1982 (Herausgegeben vom Amt für Kulturpflege des Kantons St.Gallen und von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern (Schweizerische Kunstführer, Serie 32, Nr.320)

Im ersten Weltkrieg wurde ein Teil der Konstruktion herausgeschlagen und zur Heizung des Gebäudes verwendet. Diese Teile wurden im Jahr 2005 ersetzt und einige Schäden durch Käferfrass und Pilze behoben.

Bei der Renovation 1969 bis 1978 wurden Brandschutzmauern eingezogen.