Zimmer 246 (heute Sekretariat)

Das folgende geräumige Zimmer Nr. 246 weist eine noch reichere Stuckdecke [als das Zimmer 247, T. Krucker] auf, die sanktgallische Besitzungen zur Darstellung bringt. In der Mitte hebt sich vor Hermelinbehang das gevierte Wappen des Fürstabtes Cölestin Gugger von Staudach (1740-1767) ab, umkränzt von der Kette des Annunziatenordens mit Verkündigungsmedaillon und überhöht von Abtstäben als Insignien für St.Gallen und das inkorporierte Kloster St.Johann im Thurtal. Über leerer Kartusche ein infulierter Puttenkopf. In den Eckrocaillen sitzen Reliefs sanktgallischer Konventbauten, im Uhrzeigersinn aufgezählt: Kloster St.Gallen (ohne Rotunde, Chorpartie zu unbekannter Zeit erneuert), Propstei St. Peterzell, Kloster und Statthalterei Neu St.Johann im Thurtal und ehemaliges Kloster Alt St.Johann. Dazwischen st.gallische Besitzungen: im Westen die Burg Risegg (Gemeinde Thal) mit den vier typischen Ecktürmen und die Burg Rosenberg in Berneck (?), im Osten Schloss Oberberg und Schwarzenbach (?), in der Kehle West Romanshorn (?) und Schloss Wartensee (mit typischen Pultdächern), Schloss Hagenwil und Roggwil; in der Kehle Ost zwei nicht identifizierbare Burgen, eine mit Kreuz (Blatten?). Im Stichbogen des nördlichen der drei Fenster hat sich der Rest einer schwarzen Rankenmalerei mit zentralem Bildnismedaillon erhalten, das allerdings nicht identifizierbar ist, um 1540.

Die dargestellten Besitzungen des Klosters St.Gallen sind perspektivisch verzeichnet und frei interpretiert, so dass nicht mehr alle Bauten sicher identifiziert werden können. Die klar zu deutenden Schlösser Roggwil und Wartensee wurden 1757 von Abt Cölestin gekauft. Die mit pflanzlichen und architektonischen Elementen durchwirkten Rocaillen sind dünngliedrig, ja fasrig aufgetragen, so dass ein malerischer Eindruck entsteht, verstärkt durch die blaugraue Fassung der Schmuckmotive (mit Ausnahme der Architekturdarstellungen) und das Lehmgelb des Wappenhermelins. Stilistisch gehören beide Stuckdecken in den Umkreis der Vorarlberger Brüder ANDREAS UND PETER ANTON MOOSBRUGGER, die häufig Architekturrequisiten und Veduten in Stuck umsetzten. Restauriert 1976, wobei mehrere Malschichten entfernt werden mussten.

Text aus: Bernhard Anderes, RORSCHACH, Ehemaliges Kloster Mariaberg, 1982 (Herausgegeben vom Amt für Kulturpflege des Kantons St.Gallen und von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern (Schweizerische Kunstführer, Serie 32, Nr.320)